Aspekte ephemerer Architektur 1991 - 1994


 
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Nach dem wir uns im jour fix zu Beginn über Sprache und verschiedene künstlerische Konzepte austauschten, verlagerte sich der Schwerpunkt immer mehr hin zu Raumfragen. Wir führten Gespräche über die zeitgenössische Architektur und beschäftigten uns mit der Frage wie das neue Gesicht Berlins aussehen könnte. Wir spazierten umher und beobachteten das Treiben. Die baulichen Besonderheiten des neuen Berlins zeigten sich uns am unmittelbarsten in den eingerüsteten Alt- und Neubauten. Daher interessierten wir uns bald für ihre architektonische Eigenart. 
Das Gerüst beschreibt etwas Grundsätzliches und meint seinem Wesen nach eine wichtige Grundlage der Architektur - die Konstruktion. Dieser von zahlreichen Vertretern des neuen Bauens favorisierte Begriff steht vor allem für den Anspruch, die Anfangsbedingungen immer wieder neu zu definieren, d.h. sie auf die aktuellen Bedürfnisse der heranwachsenden Generationen zu beziehen. Dies ist der Versuch, durch Intuition und Überlegung zeitlichen Entwicklungen angemessene Strukturen zur Verfügung zu stellen.


Das Gerüst ist ein beweglicher Bestandteil vieler Städte und dient vor allem zum Auf- und Ausbau sowie der Erhaltung solider Bausubstanz. Durch diese unterschiedlichen Aufgabenstellungen bilden sich immer wieder neue Formen heraus, die für kurze Zeit die Gestalt des dahinterliegenden Gebäudes verwandeln können. Diese "Inszenierungen des Werdens" sind aber auch ein Hinweis für die Vergänglichkeit sogenannter "solider" Baustruktur.

In der Forderung Sant' Elias, daß sich jede Generation ihre eigene Stadt bauen muß, kommt zum Ausdruck, was viele Architekten und Urbanisten beschäftigt: die Frage nach dem Umgang mit der Dimension Zeit. In diesem Zusammenhang steht das Gerüst als Symbol, aber auch als konkrete Versuchsanordnung zur Verfügung.

(veröffentlicht im Literaturblatt kursiv/Bauwelt 1994)

   
Dort wo die Futuristen vehement einen Neuanfang forderten und ihn am wenigsten in der Architektur eingelöst sahen, dort wo man
leidenschaftlich für dynamische, also dem Leben entsprechende Wege eintrat, begegnet man häufig beweglichen und temporären Lösungen, die auf flexiblen Systemen basieren. Der Aufbau wird ebenso klar definiert wie der Abbau. Die Möglichkeiten der Verbindung sind von System zu System unterschiedlich, doch ist der Zeitfaktor ist bei allen Beispielen von
wesentlicher Bedeutung.